Wien und Kaffeehauskultur – Teil 1 (Special)
Einen Verlängerten bitte, Herr Baron!
Willkommen in Wien, die königlich und kaiserliche unter Europas Metropolen. Eine der lebenswertesten Städte des Kontinents und dazu noch immaterielles Unesco-Weltkulturerbe dank der Kaffeehauskultur. Den großen Braunen, eine Maria Theresia, der Einspänner oder doch den überstürzten Neumann. Kaum irgendwo sonst sind die Kaffeevariationen derart ausgiebig vorhanden und zum zuletzt erwähnten Kaffee kommen wir noch mal am Ende des Beitrags. Kaffee, Suppen, Wein, Rindsgulasch oder Klaviermusik.
Wien bietet derart viel Abwechslung in der Kaffeehausszene, dass wir dieses Special sogar auf zwei Teile spalten müssen.
Herr Professor treten sie hinein in ihr Kaffeehaus und beginnen wollen wir im Café Korb. 1904 von Kaiser Franz Joseph 1. persönlich eingeweiht ist diese Institution vor allem bei Einheimischen beliebt. Hier gibt es die Stühle, wo die alteingesessenen Stammgäste regelmäßig vorbei schauen und ihre Zeitung lesen. Und hier erspähen wir gleich mal einen Ort, der mit einem alten Wiener Klischee aufräumt, das des grantigen Kellners. Superfreundlich sind wir bedient worden, bei der Wahl des Backhendl Salats.
Ordentlich kommt dieses daher und das Café strahlt dabei Wohnzimmer Atmosphäre aus. Der Muskateller Wein mundet dabei auch hervorragend. Wieder so eine Wiener Tradition. Nicht nur Kaffee, sondern auch die Heurigen werden gerne im Stammlokal konsumiert. Wobei natürlich die Kaffeespezialitäten noch beliebter sind und nur um noch mal ein paar Variationen zu nennen: Der Konsul, die Schale Gold, einen Gespritzen, der Sperbertürke oder wie wäre der Zarenkaffee. Um zumindest letzteren zu erklären, hier ist Eidotter mit im Spiel. Spannend auf jeden Fall, diese Cafés zu finden, die die entsprechenden Variationen anbieten. Wem das alles zu kompliziert ist, der kann auch auf gewöhnliche Namen zurückgreifen.
Wien hat schließlich nicht nur die klassischen Kaffeehäuser, sondern ist auch fleißig in der hippen Third Wave Szene unterwegs. Ein Beispiel dafür ist das Jonas Reindl am Schottentor. Wir greifen also zum unkomplizierten Cappuccino.
Handwerklich top gemacht, ausgewogen im Geschmack, gutes Aroma. Der äthiopische Filterkaffee überzeugt allerdings noch mehr mit fruchtigen Noten, die den Gaumen erregen lassen.
Die Bedienung ist jung und locker, eine coole Atmosphäre, bei guten Preisen. Ein Kaffeespot der Neuzeit.
Wer es nun aber lieber traditioneller hätte, der kann aber auch ins Café Alt Wien pilgern, hier darf man
sogar das Wort authentisch verwenden. Vorne Raucher, hinten Nichtraucher, typisch Österreich halt. Der
Eindruck ist wunderbar, hier atmet die Wiener Kaffeehauskultur nicht nur den Rauch der Zigaretten ein.
Der Wandschmuck einfach zum wohlfühlen, vergoldet mit einem Almduddler und einem Altwiener
Suppentopf, der 5,50 € kostet. Also eine Rindsuppe samt Fadennudeln.
Sehr köstlich und noch einen wunderbaren Wiener Schmäh der Kellner gratis dazu. Das 1922 eröffnete Lokal hat also noch viel Charme der alten Zeit in seinen Räumen.
Wem es jetzt nach einem Spaziergang durstet, der ist eingeladen rund um die Parks, an der Hofburg, zu flanieren. Bei schönem Wetter eine echte Augenweide. Wien und seine Ringstraße ist einzigartig, als ob die Zeit in der k. u. k. Welt stehen geblieben wäre.
Ein bisschen so fühlt man sich auch nebenan, im Café Hofburg. Ein beinahe mondänes Café, das ein bisschen eng bestuhlt ist, aber eine hinreißende Atmosphäre ausstrahlt. Hier kann gerne eine kurze Wartezeit vorkommen, bevor man stilecht unter Kronleuchtern Platz nehmen darf.
Am besten man sitzt vorne, da ist es ruhiger. Ein Stockwerk höher hat übrigens früher die berühmte Kaiserin Sissi ihren privaten Rückzugsort genossen.
Ein Grund mehr um den Apfelstrudel zu genießen, der wahlweise mit Schlag, also Sahne oder Vanillesoße serviert wird. Mundet wunderbar und endlich kommt der überstürze Neumann ins Spiel.
Zunächst wird dazu eine Kaffeetasse serviert, die lediglich Sahne enthält. Danach gießt der Kellner persönlich, einen doppelten Mokka ein. Fertig ist der überstürzte Neumann. Benannt nach seinem Erfinder, ob dieser überstürzt danach das Café verlassen hat, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall eine sehr überzeugende Qualität mit guter Säure. Kein Wunder, der Kaffee stammt nämlich aus einer La Cimbali Siebträgermaschine. Die Rechnung macht am Ende knapp über 10 Euro. Nicht ganz billig, aber dafür echte Wiener Kaffeehauskultur.
Im zweiten Teil unseres Specials werden wir dazu noch weitere Caféperlen der Donaumetropole erkunden. Vienna calling und zum Abschied sagen wir leise servus.
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